Gleich nach dem Frühstück sind wir mit Herrn Haberberg zum Interview verabredet. Er wird dieses Jahr noch 90 und lebt in einem seniorengerechten Apartmenthaus im Norden Londons. Nur unterbrochen von einigen Pausen mit Sandwiches und Tee, verbringen wir den Tag in seiner Wohnung und lassen uns sein ganzes Leben erzählen. Unser Gespräch verläuft angenehm. Herbert Haberberg 1924 in Lünen geboren, wuchs er in Dortmund auf. »In 1935 zogen wir nach [Lünen-] Brambauer zurück unter der falschen Idee, dass die Judenverfolgung in einem kleinen Dorf nicht so schlimm würde.«
1938 wurde er mit seinen Eltern im Zuge der sog. »Polenaktion« aus Deutschland deportiert. Von Polen aus kam er zusammen mit dem kleinen Bruder mit einem der »Kindertransporte« nach England, wo er heute noch lebt. Seine Eltern starben später im Konzentrationslager in Polen.
Immer wieder merkt man, dass Herr Haberberg sich selbst eine Grenze gesteckt hat wie sehr er seine Gefühle uns gegenüber Preis geben möchte. Nach einem langen, anstrengenden Tag verabschieden wir uns von ihm und fahren zurück ins Hotel.
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