Das Film-Logo

Die Person, die eine zentrale Position auf dem Foto darstellt und so als Umriss für das Filmlogo dient, ist Ernst Levy. Er wurde am 01.03.1923 in Lünen geboren.
Sein Vater Paul war Metzger und besaß ein eigenes Geschäft im Alten Markt in der Lüner City. Dort, wo sich heute ein Blumengeschäft befindet. Die Familie Levy wohnte in demselben Haus.

Ernst Levy besuchte ab Ostern 1933 die Sexta des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Die Versetzung in die Obertertia 1937 ist der letzte Hinweis auf ihn in den Schulakten. Ernst Levy verließ Lünen noch vor seinen Eltern. Vor seiner Flucht nach Palästina im Jahr 1937 war er für kurze Zeit Lehrling in einer Möbelwerkstatt in Bonn. Seine Eltern folgten ihm erst 1940 nach Palästina.

Im Rahmen eines schulischen Erinnerungsprojektes (Jakov Levi – Der Mann, der seinen Namen verbrannte) kam es 2010 zu einem regen Austausch zwischen Herrn Levy und dem Religionsschüler Mert aus der Jahrgangsstufe 11.

An dieser Stelle Auszüge aus dem Email-Kontakt zwischen Schüler Mert und Herrn Levi, ehemaliger FSG-Schüler, aus Israel. (Anmerkung: Rechtschreibfehler existieren in den Originalmails.)

06. Mai 2010

Lieber Mert!

Darf Ich so den Brief anfangen? Ich wuerde gerne mit Dir korrespondieren, aber wir muessen uns klar sein was der Character von so einem Schriftwechsel sein kann.
Ich hatte Luenen sehr gern als Kind, unter anderen weil Ich gute Eltern hatte. Das ist doch die Hauptsache fuer jedes Kind. Meine Mutter gab mich sogar in einen Montesorri-Kindergarten bei den Katholischen Schwestern.
Mein Bruch mit Deutschland kam noch vor der Kristall- Nacht. Es waren die Hitler-Jugend-Briganten, die gegen uns Kinder im Walde Messer zogen, und es war wieder die Hitler-Jugend die vor meinen Augen in der Lange Strasse einen Katholischen Priester im Ordinat verpruegelten.
Was Ich mir nicht so sicher bin ist, wieso Millionen von Menschen so leicht zu brutalisieren sind wie meine Mitschueler, die nach einem Lager erzaehlten, wie man ihnen Bajonette gegeben hatte um in Sack gesteckte Katzen und Hunde aufzuspiessen.
Ich bin mir sicher dass Luenen 2010 nicht Luenen 1935 ist. Nach zwei solchen verlorenen Kriegen haben sogar dumme Leute verstanden, dass wenn Deutschland leben will, Deutschland ihre Nachbar ehren muss.

Viele Gruesse auch an Herrn Loer.
Dein Yacov Levi

08. Mai 2010

Lieber Mert!

Was mich interressiert ist wie Du, ein junger Mensch, seine Anschauungen aufbaut. Kennst Du gruendlich Deutsche Kultur? Kennst Du Tuerkische? Bist Du halb Deutsch und halb Tuerkisch oder Halb Deutsch/Christlich und hald Islamisch? Was kannst Du mir erzaehlen ueber Tuerkische Tradition und Kultur.
Du wirst nie ein gruendlicher Mensch sein ohne wenigsten in einer Kultur richtig verwachsen zu sein. Besser in Zwei. Dann Sprachen. Vom Hebraeischen ins Deutsche gibt es ein Sprichword: „Was Du nicht willst was man Dir tut, fuege keinem Anderen zu.“ Das sagt Alles.
Machs Gut und nimm nicht alles so ernst wie ich.

Dein Yacov

16. Mai 2010

Lieber Mert!

Es tut mie leid von dem Ableben Deiner Oma zuhoeren. Wo und wie wird sie beigesetzt? Meine Grosseltern sind im juedischen Friedhof in Luenen begraben, aber die Nazis haben alles vernichtet.

Dein Fragen: Ich wurde am 1.3.1923 in dem Haus geboren, das bei Euch in der Klasse haengt. Mein Offizieller Name ist Ernst Yacov Levi. 3 Monate nachdem wir nach Palestina kamen haben wir, symbolisch, unsere Deutschen Namen verbrannt.

Ich lebte 25 Jahren in einem Kibbuz, die idealste Lebensform die man sich vorstellen kann. Keine Polizei, kein Gericht. Alle Aemter weden jedes Jahr von Neuem gewaehlt. Keine innere Politik, aller Besitz ist gemeinsam. Kein Geld usw. Der Nachteil – Nicht jeder ist gebaut so eng mit seinen Mitmenschen das ganze Leben zu leben. Der Anfang in einem Kibbuz, 1938, war das Beste was mir geschehen konnte. Der Kibbuz gab mir ein neues Home und Gemeinschaft, mit dem Ich mich 100 prozentig identifizieren konnte.
Ich kenne niemand juedischer Abstammung aus Luenen. Manche konnten sich retten alle die anderen wurden umgebracht. Die ganze Familie meiner Frau, 150 Man, aus Schlesigen, incl. ihre Eltern wurden vergast.

Ich male viel, jetzt nur Aquarelle.

Dein alter Yacov

Yacov Levi (Ernst Levi): Der Mann, der seinen Namen verbrannte

Folgende Fragen sind in diesem Zusammenhang bedeutsam:

  • Welche Bedeutung hat ein Name für die Identität eines Menschen?
  • Welche Tragweite hat ein Namenswechsel innerhalb der Persönlichkeitsentwicklung?
  • Welche Faktoren erschweren eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung?
  • Welche Umstände erleichtern bzw. fördern den Aufbau einer persönlichen und eigenständigen Identität?
  • Wie soll sich das Verhältnis Individuum und Gesellschaft gestalten?

Quelle:

Jakov Levi
Der Mann, der seinen Namen verbrannte
Wettbewerbsbeitrag des FSG Lünen
für den Jugendwettbewerb DENKTAG
der Konrad-Adenauer-Stiftung 2012

Wettbewerbsbeitrag im Web