Schülerprojekt »Die Turnstunde 1932«

Anerkennung der Erinnerungsarbeit aus der Bundeshauptstadt Berlin

Die Konrad-Adenauer-Stiftung prämiert die Website »Die Turnstunde 1932«, die von Schülerinnen und Schüler des FSG Lünen im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs DENKT@G in Anlehnung des gleichnamigen Films konzipiert und gestaltet wurde.

PRESSE – INFO
(Auszug, verfasst von Martin Loer, FSG Lünen am 10.1.17):

Steinis fahren zur Preisverleihung nach Berlin

Ursache für die große Freude und den Jubel am Steingymnasium ist eine Internetseite über die »Kindern der Turnstunde« als Wettbewerbsbeitrag des kath. Religionskurses der Jahrgangsstufe Q1 von Lehrer Martin Loer. Mit ihrer selbst gestalteten Webseite wollten die Steinis aus ihrer eigenen Perspektive die Spurensuche über die jüdischen Mitbewohner im Jahr 1932 in ihrer Heimatstadt mitgestalten. Ihr Schulprojekt ist ein Beitrag für den bundesweiten Jugendwettbewerb DENKT@G der Adenauer-Stiftung, der Probleme von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Vergangenheit und Gegenwart thematisieren will.

Ausgangspunkt unseres Wettbewerbsbeitrages ist das historische Foto der Turnstunde der jüdischen Kinder von Lünen mit ihrem Lehrer im Jahr 1932 vor ihrer jüdischen Schule.

Dabei wird nur zu deutlich, dass das Foto der Turnstunde die unterschiedlichen Schicksale der jüdischen Mitbürger offenlegt – wie Flucht, Emigration, Konzentrationslager, Ermordung.

Es geht jedoch bei unserer Webseite nicht um die geschichtliche Aufarbeitung des biographischen Werdegangs der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Vielmehr sollen mit Hilfe einer „experimentellen Spurensuche“ die Gefühle, die Sehnsüchte und Träume der Kinder der Turnstunde fiktiv erschlossen werden, um so das ganzheitliche Menschsein zu thematisieren. Im konkreten Moment der Turnstunde sollen die Persönlichkeit und die individuelle Situation der Kinder zu Wort kommen. Die so entstandenen Texte (z.B. erfundenen Briefe, Steckbriefe und Tagebucheintragungen) sollen die Wirklichkeit der Kinder der Turnstunde erschließen und ihre möglichen Lebensentwürfe transparent werden lassen. So hofft der Religionskurs Zugang zu Kultur, Freizeit, Freundeskreis und religiöse Pflichten der jüdischen Kinder zu erhalten.

Selbstverständlich haben wir auch ein Interview mit dem Lüner Regisseur Michael Kupczyk geführt, um die historische Dimension in den Blick zu bekommen. Anschließend haben wir das Gespräch mit dem Filmemacher auf unsere Webseite geladen.

Als dritter Schwerpunkt unserer Internetpräsenz mussten alle Mitglieder der Projektgruppe einschließlich Lehrer bekennen, welche Werte sie für ihr eigenes Leben favorisieren würden. Wenn wir als Gruppe uns auf Identitäten anderer Menschen einlassen, ist es letztlich unausweichlich, dass wir uns der eigenen Identität versichern, um so einen eigenen Standpunkt zu finden und ihn argumentativ gegenüber anderen Menschen vertreten zu können. Erst so kann eine Diskussion in Augenhöhe und in einer demokratischen Weise geführt werden. Daher mündet unsere Webseite in unsere eigenen Werte und Normen ein, die wir für ein zukünftiges Leben in Familie, Beruf und Gesellschaft für bedeutsam erachten. So wird unser Bogen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gespannt.

Es sei darauf hingewiesen, dass die vollständig konzipierte Webseite leider erst bei der Siegesfeier von der Adenauer-Stiftung für die Öffentlichkeit freigeschaltet wird.

Mit zu diesem großen Erfolg hat beigetragen, dass der Religionskurs mit seinen Überlegungen das DVD-Booklet zum Film des LWL-Medienzentrums in Münster mitgestaltet hat, die Internetpräsenz des Films der Bürgermeister-Harzer-Stiftung mit ihrer Erinnerungsaktion bereichert hat (www.turnstunde-film.de) und ebenfalls die Gedenkfeier des Bürgermeisters von Lünen zur Reichspogromacht am 9.11.2016 tatkräftig unterstützt hat.