Die Judengasse von Lünen

Die Brandgassen

Früher gab es in Lünen sehr viele Brände durch Kohleöfen oder einfache „Feuerstellen“ im Haus. Da fast alle Häuser mit Stroh bedeckt waren, wurde der Brand sehr groß und andere Häuser fingen schnell Feuer.
Dagegen gab es früher Brandgassen, die zwei Verwendungen hatten:
… Bei einem Brand musste jeder löschen und um schnell zum Feuer zu kommen lief man durch die Brandgassen.
… Eine zweite Funktion war die „Schneisenfunktion“: Falls ein Feuer ausbrach, konnte man die Verbreitung des Feuers durch solche Schneisen aufhalten, weil bei günstigem Wind das Feuer nicht über die Gasse auf das nächste Haus übergreifen konnte.

Die Judengasse

Die Judengasse, die von der heutigen Metzgerei Scharbaum direkt zum heutigen Blumen Risse führt und somit den Roggenmarkt mit der Langestraße verbindet, wurde früher und wird auch heute noch Judengasse genannt, auch wenn dieser Name scheinbar immer mehr in Vergessenheit gerät.
Doch der Name „Judengasse“ ist kein offizieller Name (Gassen bekommen damals wie heute keine offiziellen Namen, wenn kein Fuhrwerk die Straße passieren kann) und er war nur im Volksmund gebräuchlich.
Die Judengasse hatte noch nie ein Straßenschild, war aber trotzdem auf vielen Karten gekennzeichnet!
Das erste Mal erwähnte man sie am 16. Juli 1885, doch man geht davon aus, dass es diese Gasse schon früher gab, da Juden, die um die Gasse herum wohnten und ihr den Namen gaben, schon viel früher dort wohnten. Auch die Synagoge, die es seit dem Naziregime nicht mehr gibt, wurde bereits im Jahre 1811 erbaut.

Der Begriff der Lüner Judengasse ist nicht ein herabsetzender Begriff aus der Nazizeit, sondern er entstand schon viel früher und ist ein Zeichen für das frühere gute Zusammenleben zwischen Juden und Christen.

1962 wurde eine Beschilderung der Gasse von einem Lüner Bürger in einem Leserbrief an die Ruhr Nachrichten gefordert, ist aber dort nie angebracht geworden.

Metzgerei Levy

Das Gebäude, welches heute in die Metzgerei Scharbaum und das Blumengeschäft Risse aufgeteilt ist, war früher die Metzgerei Levy, welche dem Juden Paul Levy gehörte. Diese wurde 1937 aufgegeben. Die Nationalsozialisten hatten das jüdische Geschäft unrentabel gemacht.

Quelle:

Judengasse
Wettbewerbsbeitrag des FSG Lünen
für den Jugendwettbewerb DENKTAG
der Konrad-Adenauer-Stiftung 2002

Wettbewerbsbeitrag im Web

Artikel unten: WR, 9.11.2001