Der ehemalige jüdische Friedhof an der Münsterstraße

Der Bereich des ehemaligen jüdischen Friedhofes kann bei einer Erkundung betreten werden, da der Friedhof nach seiner Neugestaltung nur noch eine Gedenkfunktion hat. Somit kann der Betrachter mit allen Sinnen das Denkmal erspüren und erfahren.

Verleihung des Heinrich-Bußmann-Preises
an die Projektgruppe
»Vom Schweigen und Totschweigen»
(Klasse 10 c,d )

Mittwoch, 27.1.1998

Sehr geehrte Gäste!

Uns Schülerinnen und Schülern hat an Heinrich Bußmann besonders beeindruckt, mit welcher Entschiedenheit und mit welchem Mut er seine Überzeugung gegenüber den Nationalsozialisten in Lünen und anderswo vertreten hat. Eindrucksvoll wird dies an seiner Leidensgeschichte in der Haft, in Zuchthäusern und einzelnen KZs ablesbar.

Die menschenverachtende Brutalität der aktiven und sehr vielen passiven Lüner-Nazis kommt durch die beiden Ereignisse im Jahre 1938 an der Lippe und an der Münsterstraße grauenhaft zum Ausdruck. Immer wieder war bei unserer Arbeit die Frage präsent: Warum schändeten Menschen hier in unserer Stadt auch die Ehre von Toten, von toten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern? Dies darf einfach nicht vergessen, verdrängt und damit totgeschwiegen werden. Dafür sind wir an die Öffentlichkeit gegangen und haben Partei ergriffen.

Deshalb unterstützten wir innerhalb eines eigenständigen Projektes den Gestaltungsentwurf des Bildhauers Reinhold Schroeder, den wir gemeinsam in dieser Stunde für seine Arbeit ehrlich Anerkennung sagen möchten.

Beeindruckend war für uns immer das Konkrete und das Anschauliche an diesem Mahnmal – wie z.B. Geländeprofil, LKW-Spuren und nicht zuletzt die Todesschädel, die alle zusammen – so meinen wir – auch gerade Jugendliche zum Nachfühlen und Nachdenken anregen werden. Eben ein ganz besonderer Ort in unserer Stadt, unverwechselbar.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Simone, stellvertretende Schülerin für die Projektgruppe

DENKMAL

Denk mal Fühl mal
mal denken, mal nachdenken, mal überdenken
mal fühlen, mal nachspüren, mal empfinden

DENKMAL

denken – fühlen – sich einlassen – sich erinnern

Halt! Halt!
Oder doch lieber:
vergessen, verdrängen, totschweigen.
Ist doch alles so lange her.
Einfach Schwamm drüber.
Ist doch bequemer –
oder etwa nicht ?

DENKMAL

Mensch, fühl doch mal! – Mensch, denk doch mal!

Hörst Du nicht die Schreie und die Hammerschläge auf den Grabsteinen?
Siehst Du nicht die Tränen und die Lastwagen mit dem Sand und den Knochen?
Spürst Du nicht das Unrecht und die Menschenverachtung?
Erkennst Du nicht die Schuld?

DENKMAL

Wir wollen aus Erinnerung und Erfahrung für unsere Zukunft lernen.
Unser gemeinsamer Wunsch: Shalom – Barisch – Frieden

Quelle:

Feierstunde zur Neugestaltung des jüdischen Friedhofes,
Sonntag 31.8.97
Schülerinnen und Schüler der Klasse 10, FSG Lünen

Nun kommt es darauf an, wie man mit diesem Denkmal umgeht.

Nie wieder – nicht bei uns und nicht mit uns.

Dr. Henry G. BrandtLandesrabbiner von Westfalen Lippe

Fotos vom ehemaligen jüdischen Friedhofes während einer Erkundung im Dunkeln.