Du machst einen Film über die Geschichte der Juden und hast in deinem Leben noch nie mit einem Juden gesprochen? Klingt komisch, ist aber so. In Lünen gibt es seit der Nazizeit kein jüdisches Kultur- und Gemeindeleben mehr. Also habe ich einige jüdische Gemeinden in der Umgebung kontaktiert. In der Dortmunder Synagoge treffe ich heute Wolfgang Polak, er ist altgedienter Vorstand der jüdischen Gemeinde. Bei meinem Besuch fällt mir der Polizei-Bulli auf. Auch die Tür öffnet sich erst, nachdem ich über die Gegensprechanlage meinen Termin mit Herrn Polak erkläre. Vorsichtsmaßnahmen.
Die Nazipartei »Die Rechte« und arabischstämmige Anti-Israel-Demonstranten bedrängen die Gemeinde hier in Dortmund.
Das Gespräch mit Herrn Polak ist freundlich aber auf eine merkwürdige Art etwas distanziert. »Ein Film über die längst vergangene Zeit? – Ist das nicht etwas spät und haben wir nicht aktuellere Probleme?«
Die Polizei steht nicht zum Spaß vor der Tür. Wir schreiben das Jahr 2014 (!).
Herr Polak gibt mir den Hinweis, dass etwa 24 seiner Gemeindemitglieder in Lünen wohnen. Zumeist sind es Menschen aus den ehemaligen Sowjetstaaten, die Mitte der Neunziger hierher kamen. Immerhin, es gibt Juden in Lünen. 24 Menschen die ihre Religion lieber im Privaten halten.
Comments are closed.